90.+7! Güclü köpft die Sportfreunde zur Tabellenführung

Bis tief in die Nachspielzeit beißen sich die Sportfreunde Siegen im Flutlicht des Leimbachstadions gegen gut verschiebende Gäste die Zähne aus, gewinnen ihr Heimspiel am Mittwochabend (30.04.) gegen die SpVgg Erkenschwick durch den Lucky Punch von Arif Güclü per Foto-Finish aber verdient mit 1:0 (0:0) und übernehmen die Tabellenführung der Oberliga Westfalen.

Es war angerichtet für ein Fußballfest: Die Siegerländer Sonne zeigte sich präsent über dem Leimbachtal, zusammen mit den Schlachtenbummlern aus Erkenschwick sorgten 2652 Zuschauer für einen passenden Rahmen auf dem im Verlauf flutlichtgebadeten Treiben auf dem Leimbachgrün. Auf dem Rasen machte der Gast den ersten Ausflug, nach Ballverlust in der eigenen Hälfte konnte Ex-Sportfreund Arda Nebi im halblinken Raum marschieren und setzte seinen Versuch schließlich weit neben das Tor von Leon Klußmann (3.). Jubes Ticha hatte noch entscheidend gestört. Die Nehrbauer-Elf ihrerseits hatte zu weiten Teilen den Ball und war um geordnetes Offensivspiel bemüht, kam aber nur selten durch den dichten Erkenschwicker Block.

 

Die ersten Annäherungen für SFS verzeichnete Malik Hodroj, der den Vorzug vor Shaibou Oubeyapwa erhielt. War der Kopfball nach Flanke von Leon Pursian noch wenig gefährlich (11.), zielte er bei seinem Flachschuss aus rund 20 Metern nur knapp links am Kasten von SpVgg-Keeper Güsel vorbei (16.). Die Gäste aus dem Pott verlagerten sich erwartungsgemäß früh auf Nadelstiche, fanden gegen das Innenverteidiger-Duo um Jubes Ticha und Flo Mayer aber kaum ein probates Mittel. Aus Sicht der Schwicker musste es nicht zwingend der eigene Torerfolg sein, so lange die Null hinten stand. Nach Eckball von André Dej auf rechts wackelte diese erneut, Ticha setzte seinen Kopfball allerdings rund einen Meter drüber (21.).

 


 

 


Einbahnstraße: SFS überlegen, aber nicht zwingend genug

Nach einer guten halben Stunde behauptete Hodroj die Murmel an der rechten Außenlinie stark und band Arif Güclü mit ein, der seinerseits weiter auf Cagatay Kader spielte. „Shaggy“ drang in die Box ein und suchte die Lücke, fand aber den gut stehenden Pursian in der Mitte, der in Rückenlage drüber schoss (32.). Unter der auffällig langen Leine von Schiedsrichter Niklas Simpson, die dem Spiel zugute kam, lag ein Tor vor der Pause weder hüben noch drüben zwingend in der Luft, so bat der Unparteiische aus Castrop-Rauxel wenig später ohne weitere Aufreger zum Pausentee.

 

Und auch nach dem Seitenwechsel zeigte sich dasselbe Bild: Die personell zunächst unveränderten Krönchenstädter dominierten das Spiel, kamen aber kaum zu wirklich gefährlichen Aktionen vor dem Tor der Gäste. Eine Flanke folgte der nächsten in und durch die Box der aufopferungsvoll kämpfenden Schwicker, ebenso sammelten die Krönchenkicker eine Menge an Eckstößen, die zumeist geklärt werden konnten. Nur selten zeigte sich der Gast außerhalb der eigenen Hälfte, wie etwa nach 55 Minuten, als Wortmann per langem Hafer geschickt wurde. Der Stürmer sah sich halblinks Ticha gegenüber und drehte ab, aus zweiter Reihe flog das Leder deutlich drüber.

 


 

 


Wechsel zünden – Shaibou und Scheld beleben das Offensivspiel

Coach Thorsten Nehrbauer reagierte nach einer Stunde und brachte in Kapitän Mats Scheld (für Dej) und Shaibou Oubeyapwa (für Hodroj) belebende Elemente ins eigene Spiel (61.). Allein, die Abschlüsse blieben auch in der Folge wenig gefährlich. Entweder verkomplizierten die Sportfreunde das Spiel am Erkenschwicker Strafraum und verloren die Pille, oder aber sie bekamen das Spielgerät nicht konsequent genug auf den Kasten von Güzel. Kader per Flugkopfball (67.), Güclü per Kopf (68.), Nabesaka aus dem Gewühl und erneut Güclü, der am rechten Knick vorbei drosch (69.) – sie alle brachten das Leder nicht auf das Tor der Gäste. Eingreifen musste der Schlussmann der SpVgg dann drei Zeigerumdrehungen später: Scheld trat einen Freistoß aus rund 25 Metern direkt und visierte die linke Ecke an, Güzel flog und parierte (72.).

 

Es wurde ein Scheibenschießen auf das Tor der Gäste. Scheld zimmerte den Ball auf Höhe des Sechzehners drüber (75.), der Abschluss von Georgios Mavroudis auf die kurze Ecke konnte mühelos entschärft werden (76.). Nehrbauer reagierte infolge des Gesehenen erneut: Lars Schardt beerbte Pursian, Jannik Krämer kam für Mavroudis (78.). Grotesk wurde es dann wenig später in der Hälfte der Gäste. Tatort: Rechte Strafraumlinie. Die Sportfreunde forderten vehement Strafstoß, während Erkenschwick auf Freistoß plädierte. Beide Teams zeigten inbrünstig auf die jeweiligen vermeintlichen Markierungen infolge des Foulspiels auf dem Rasen, Richter Simpson entschied auf Freistoß. Scheld zog das Leder über die Mauer, Güzel musste nachfassen (80.).

 


 

 


Güclü lässt das Leimbachstadion explodieren

Coach Nehrbauer setzte weiter alles auf Sieg und brachte für die Crunch Time den hoch gewachsenen Tobi Filipzik für Kader in die Partie (83.). Nachdem Schardt, der den Ball technisch versiert aus der Luft pflückte, frei im halblinken Raum aber ebenfalls an Güzel scheiterte und Mayer seinen Versuch nach der resultierenden Ecke rechts neben das Tor setzte, dämmerte es den meisten Besuchern: Es war wieder einer dieser Abende, an denen das Runde partout nicht ins Eckige wollte. Während die Gäste weiter fleißig an der Uhr drehten, brachten die Krönchenkicker weiter Ball um Ball in die Erkenschwicker Zone und zogen Standards. Brachte die Eckball-Variante auf Krämer am ersten Pfosten noch keinen Erfolg – der Ball ging weit über das Tor (92.) -, lief in buchstäblich letzter Sekunde schließlich alles zusammen: Scheld brachte das Ei mit seinem linken Fuß zum Tor hin und fand in der Mitte den Scheitel von Güclü, der zum verdienten 1:0 einwuchtete (97.).

 

Direkt danach war Schluss, Schiri Simpson pfiff die Partie inmitten des Jubelsturmes im Leimbachstadion ab. Während die Krönchenkicker aus purer Freude kein Halten mehr fanden, hatte Gäste-Coach Pappas noch Gesprächsbedarf mit dem Unparteiischen und sah dafür nachträglich noch die Rote Karte. Das änderte aber auch nichts mehr an der neuen Realität im Leimbachtal:

 

SPITZENREITER, SPITZENREITER! HEY! HEY!

 

Match Facts

 

Sportfreunde Siegen

1:0

SpVgg Erkenschwick

1:0 Güclü (97.)

 

B.V.: Rote Karte für Gästetrainer Pappas (unsportliches Verhalten, 97.)
Schiedsrichter: Niklas Simpson, Niklas Erkeling, Dominic Tillmann.
Zuschauer: 2652.
Sportfreunde Siegen: Klußmann, Tomas, Pursian (78. Schardt), Mavroudis (78. Krämer), Kader (83. Filipzik), Güclü, Dej (61. Scheld), Hodroj (61. Oubeyapwa), Ticha, Nabesaka, Mayer.