
Vor 20 Jahren stiegen die Sportfreunde Siegen nach einem hochdramatischen Saisonfinale in Darmstadt in die 2. Bundesliga auf. Anlässlich des runden Jubiläums entfacht Radio Siegen eine Woche lang jeden Tag Siegerländer Nostalgie, weckt tiefe Emotionen und entführt jeden Sportfreund mit einem XXL-Podcast zurück in eine Zeit, in der Informationen noch analog flossen und das Catering mit Butterbrot glänzte.
Es war Samstag. Die Sportfreunde Siegen, vor dem Spieltag aufgrund der späten Punkteteilung gegen Mainz II auf Rang drei der Regionalliga Süd gefallen, gastierten beim SV Darmstadt 98. Showdown Böllenfallor. 2500 Schlachtenbummler begleiteten die Krönchenkicker seinerzeit in das altehrwürdige Stadionoval – nicht wissend, ob es die Mühe wert war. Gewiss, die Loose-Elf hatte eine fantastische Saison gespielt und sich jeden Support und Applaus unabhängig des Ausgangs dieser Partie verdient. Die Ausgangslage aber war prekär: Die Sportfreunde mussten siegen, während gleichzeitig Augsburg nicht gegen Regensburg gewinnen durfte. Das Glück sollte den Leimbachtalern an jenem Nachmittag kurz nach Pfingsten 2005 bekanntlich hold sein, so dass neben der – in Retrospektive betrachtet allzu passenden – Ausgießung des Heiligen Geistes auch einige Liter Hopfenkaltschale flossen. Ein gerade erst 28-jähriger Reporter Timo Latsch informierte nach einer kaum fassbaren Crunch Time in Augsburg mit Stolz tausende Ohren an den heimischen Radiogeräten: „In Darmstadt ist Schluss! Die Sportfreunde sind in der 2. Liga!“
Anlässlich des runden Jubiläums haben sich Radio Siegen und die Zeitzeugen Timo Latsch und Steffen Ziegler tief in die Archive gegraben und einen XXL-Podcast produziert, in dem legendäre Wortschnipsel den Weg zurück an das Tageslicht fanden. Ehrenpräsident Manfred Utsch, Keeper Adnan Masic, Stürmer Patrick Helmes, Trainer Ralf Loose – sie alle können 20 Jahre später erneut im O-Ton gehört werden und gewähren in neu geführten Interviews weitere Einblicke in eine unglaubliche Spielzeit 2004/05. Auszüge der Gespräche mit Sportfreunde-Legenden, Fans und Zeitzeugen laufen täglich im Programm von Radio Siegen; ein besonderer Gruß des damaligen Trainers von Jahn Regensburg, Mario Basler, ist dabei ebenso inklusive wie das Wort des aktuellen Mannes an der SFS-Seitenlinie: Erfolgscoach Thorsten Nehrbauer rundet den Trip in die Memory Lane ab und skizziert das zukünftig-aktuelle Jetzt im Siegerland.
Timo Latsch im Gespräch mit Adnan „Ado“ Masic
Latsch: Fan-Geschenk und Hommage an die Aufstiegsmannschaft
Die Gründe, diesen Podcast ins Leben zu rufen, liegen für den langjährigen Begleiter der Sportfreunde auf der Hand: „Jeder Siegerländer bekommt heute noch Gänsehaut beim Gedanken an den 4.6.2005. Entsprechend soll unser Podcast ein Geschenk an die Fans und eine Hommage an die Aufstiegsmannschaft von damals sein“. Dass der aktuelle Aufschwung der Krönchenkicker, die sich die Meisterschaft in der Oberliga Westfalen vorzeitig sicherten, mit dem Jubiläum derart harmoniert, ist dabei glückliche Fügung. Feste werden bekanntermaßen seit jeher so gefeiert, wie sie fallen, also bot es sich geradezu an, beide Generationen auf der Bühne zu einen, die sie einst alle ihr Wohnzimmer nannten: Das Leimbachstadion. Nach dem letzten Heimspiel gegen die U23 des VfL Bochum werden die Helden von heute auf die vergangener Tage treffen und bei der Radio Siegen-Meisterparty gemeinsam mit tausenden Anhängern gleichermaßen in Nostalgie schwelgen und die Rückkehr in die Regionalliga West feiern.
Einer, der sich besonders auf die Rückkehr ins Siegerland freut, ist Keeper Adnan Masic. Der kantige Bosnier, der zweifellos die Verrücktheit eines Torhüters und Linksaußen in sich vereinte, denkt auch heute noch gern an seine Zeit in Siegen zurück: „Es war eine supergeile Zeit, die beste meines Lebens. Ich werde die Sportfreunde und Papa Utsch nie vergessen. Zum Heimspiel am Samstag bin ich da – und dann lassen wir es krachen!“
Ganz so lange ist es mit dem Besuch im Leimbachstadion bei Patrick Helmes zwar nicht her. Doch auch der Knipser mit dem absoluten Torriecher kommt nach all den Jahren nicht um die Gänsepelle umhin, wenn es um SFS geht. „Ich bekomme heute noch Gänsehaut, wenn ich an die Freitagabend-Spiele zurück denke. Oft saß ich in den Katakomben, habe in die Weite geschaut und gehofft, dass es mehr und mehr Leute werden, bis dass die Gegengerade voll ist. Der positive Druck hat uns gepusht. Ich werde den Sportfreunden ewig dankbar sein.“
Anekdoten mit Patrick Helmes
„Voll auf Sieg gespielt“ – wenn das kleine Einmaleins gewinnt
Heute ist es vor allem die oft zitierte und in jedem Moment auf dem Grün gelebte „Siegen-Zone“, die die Spiele zugunsten der Sportfreunde entscheidet. So, wie jeder Nehrbauer-Schützling weiß, was er auf dem Feld zu tun hat, so weiß jeder Fan, dass etwa ein Spiel 90 Minuten dauert und dass das Runde ins Eckige muss. Ganz gern besinnt man sich dieser Tage auch mal auf den alten Leitsatz „Foul ist, wenn der Schiri pfeift“. Manchmal ist man allerdings auf Hilfe von außerhalb angewiesen und kann sich glücklich schätzen, wenn der Sport nicht in alle seine Einzelteile vercoacht wird. Auch eine gerade Linie führt zum Ziel – oder eben kleine Zahlen. Ähnliches muss damals in Mario Basler vorgegangen sein, als seine Regensburger – in Unterzahl – bis zur 86. Minute in Augsburg im Hintertreffen lagen. Basler, von sportlichem Ehrgeiz geprägt, wollte Tore und den Sieg – und setzte mit einem einfachen Gedanken alles auf eine Karte. „Ich habe alles an Offensivkräften eingewechselt, was da war“, erinnert er sich, „am Ende ist alles aufgegangen.“
Und in der Tat: Gibson traf in Minute 86 zum 1:1, welches den Sportfreunden bereits zum Aufstieg gereicht hätte. Um zumindest auf der einen Seite der Medaille – in Darmstadt lagen die Sportfreunde nur mit einem Tor in Front – für ganz klare Verhältnisse zu sorgen, machte Hoffmann wenig später den Deckel drauf. Die Sportfreunde hatten es tatsächlich geschafft und waren nach zwei sportlichen Abstiegen, die nur der Grüne Tisch verhinderte, in die 2. Bundesliga aufgestiegen. Nach Baslers Kollegen auf der Trainerbank, Ralf Loose, der Ort, der es sein musste: „Der Verein und die Fans gehören in die zweite Liga! Ich werde die Zeit in Siegen nie vergessen.“
Mit einem Klick zurück ins Jahr 2005!
Radio Siegen-Meisterparty mit den Aufstiegshelden von damals
Ebenfalls nicht vergessen haben dürfte er Basler, der sogleich den Anheizer für die Meisterparty mimt: „Feiert alle schön am 31.5. nach dem Spiel gegen Bochum!“. Wer wären wir, nicht Marios Worten zu folgen!? Kommt alle ins Stadion und feiert mit alten wie neuen Weggefährten den Aufstieg in die Regionalliga West! Direkt nach der Partie gegen den VfL (Anstoß: 15:30 Uhr) heißt es um 18 Uhr Knallgas und Torpedo bei der Meisterparty mit Radio Siegen!
An diesem Samstag ist anstelle von Pfingsten übrigens Welt-Nichtrauchertag. Aber das dürfte den Ausschank kaum stören.