Trotz Chancenwucher: Sportfreunde belohnen sich nicht für starke Leistung

Zum Rückrundenauftakt der Oberliga Westfalen unterlagen die Sportfreunde Siegen am Sonntagnachmittag (05.02.) trotz sehr guter Leistung und Chancen für zwei Spiele unglücklich mit 2:3 (1:2) beim ASC Dortmund 09.

 

Nur Sekunden nach dem Anpfiff auf dem Kunstrasenplatz Schweizer Allee nahm sich Marius Zentler aus rund 25 Metern ein Herz und schweißte den Ball in wortwörtlicher Sonntagsschuss-Manier fulminant zur frühen Führung ein – ein absolut sehenswerter Einstand, markierte dieser Treffer immerhin das erste Pflichtspieltor Zentlers überhaupt. Doch der Jubel währte nur allzu kurz: Auf der Gegenseite waren es keine drei Minuten gespielt, da hatte Dortmunds Podehl dieselbe Idee und stellte postwendend den Ausgleich her. Unter starkem Support der rund 100 mitgereisten Siegener Fans legten die Rot-Weißen nach und kamen durch Harrers Kopfball nach einer Jakobs-Ecke beinahe zur erneuten Führung, doch Heim-Keeper Oberwahrenbrock fischte das Leder gerade eben noch von der Linie. Im Vergleich zum Auftritt in Hohkeppel zeigten die Sportfreunde an diesem Sonntag schon in der Anfangsphase all jene Dinge, die im Test noch schmerzlich vermisst wurden: Intensität, Laufbereitschaft, Kampf und auch in die Bereiche gehen, die weh tun.

 

Nach einer knappen halben Stunde hatte der Anhang aus dem Siegerland erneut den Jubel auf den Lippen: Arda Nebi brachte das Leder zu Leandro Fünfsinn, der den Ball per Direktabnahme aus leicht abseitsverdächtiger Position verarbeitete. Der Einschlag im unteren rechten Eck wurde vom Schiedsrichtergespann aber nicht anerkannt (25.). Anschließend daran die nächste gefährliche Aktion der Siegerländer, eine zu kurz gespielte Ecke von Zentler landete bei Julian Jakobs, der den Ball direkt zu Justin Huber weitergab. Sein Direktschuss verfehlte das gegnerische Gehäuse nur um Zentimeter (26.). Nur zwei Minuten später indes netzten die Hausherren zur 2:1-Führung, Stuhldreier leitete einen Konter ein und brachte das Leder in die Box, wo Warschewski mithilfe des Innenpfostens Christoph Thies überwinden konnte (29.). Zehn Minuten vor der Pause war die Partie dann für Till Hilchenbach vorzeitig beendet, nach einem rüden Foul auf Knöchelhöhe hätte man sich auf Seiten der Aplerbecker wohl nicht über den Roten Karton beschweren dürfen. Unsere Nr. 4 blieb zunächst liegen und musste nach einiger Behandlungszeit schließlich gestützt und humpelnd das Spielfeld verlassen, für ihn kam Moritz Brato. Wenige Minuten vor der Pause dann noch eine Doppelgelegenheit für die Sportfreunde: Zunächst ließ Aykut Soyak aus rund 30 Metern eine Fackel ab, die sich bedrohlich senkte und vom Torhüter gerade noch zur Ecke geklärt werden konnte (40.). Die folgende Ecke mündete in einem erneuten Eckball, doch Tobias Filipziks Kopfball nach Maßflanke von Jakobs ging knapp über das Tor (41.). Die Elf von Patrick Helmes rannte bis zum Abpfiff der ersten Hälfte weiter an und war die bessere Mannschaft, konnte das Übergewicht aber nicht mehr in zwingende Gelegenheiten ummünzen, so dass es mit einer 1:2-Hypothek in die Kabinen ging.

 

Powerplay und Chancenwucher – doch der Gegner trifft

 

Nach dem Seitenwechsel machten die Sportfreunde zunächst da weiter, wo sie Ende der ersten Hälfte aufgehört hatten: Von Huber gelang die Pille linksseitig flach in den Strafraum, Fünfsinn sah den besser postierten Nebi auf rechts, der direkt abzog, jedoch am Schlussmann scheiterte (49.). Im Anschluss versuchte sich Zentler erneut an einem Schuss aus der zweiten Reihe, der diesmal allerdings links am Tor vorbei segelte (50.). Die Rot-Weißen machten weiter Dampf und kreierten Chance um Chance, Soyak brachte einen Freistoß aus dem Mittelfeld nach vorne auf Filipzik, der den Ball zu Nebi chippen wollte. Die Verteidigung der Aplerbecker hatte das aber gerochen und klärte auf Kosten eines weiteren Eckballs, doch Filipziks Kopfball strich um Haaresbreite am Tor vorbei (52.). Siegen nun mit echtem Powerplay, nach feinem Zuspiel von Michél Harrer konnte Huber von links abziehen, sein Versuch verfehlte das Tor allerdings ebenfalls denkbar knapp (57.). Mitten in dieser Drangphase meldeten sich dann auch die Hausherren mal zu Wort: Nach einem Eckball konnte der Ball nicht sauber geklärt werden, Dortmunds Rausch kam freistehend zum Abschluss, den Thies im Kasten der Sportfreunde nur abprallen lassen konnte und letztlich von der Verteidigung entschärft wurde (59.).

 

Auch in der Folge blieb die Magolves-Elf die bessere Mannschaft, schaffte es aber nach den ersten sehr druckvollen Minuten zunächst nicht mehr, gefährlich vor das Tor der Gastgeber zu gelangen. Erst nach rund 70 Minuten ergab sich die nächste Möglichkeit und das musste der Ausgleich sein: Nebi brach auf der rechten Seite durch und lief allein auf den Torwart zu, der jedoch irgendwie noch mit den Fingerspitzen an den Ball kam und ihn über die Latte lenken konnte (68.). Der geneigte Fan denkt bei einem solchen Spielverlauf dann gern an die bekannte Floskel „wenn Du sie vorne nicht machst, kriegst Du sie hinten!“ – und genau das trat dann auch in Aplerbeck ein. ASCs Podehl kam nach einem Eckball viel zu frei zum Abschluss und brachte seine Farben mit einem der wenigen Entlastungsangriffe mit 3:1 in Front (75.). Nach einem weiteren, relativ ungefährlichen Versuch von Fünfsinn reagierten Helmes und Toborg und brachten mit Leon Pursian und Eli Pinner frische Kräfte. Der kurz zuvor eingewechselte Pinner setzte sich sodann stark auf links durch, holte sich den am Fünfer verlorenen Ball zurück und schloss direkt ab, sein Versuch konnte aber vom Keeper in letzter Sekunde zur Ecke pariert werden. Kurz vor dem Ende der Partie traten die Dortmunder noch einmal auf den Plan, von rechts brachte Podehl den Ball zu Rausch, der abermals viel zu viel Raum von der SFS-Hintermannschaft angeboten bekam. Thies machte sich breit und sorgte dafür, dass sein Volley rechts am Tor vorbei ging (83.). Fünf Minuten später stand Thies erneut im Fokus; einen fälligen und gut platzierten Elfmeter parierte der Siegener Schlussmann noch stärker und hielt seine Farben somit im Spiel. Und sie kamen noch einmal ran, die Sportfreunde: Benit Dinaj, kurz zuvor für Zentler ins Spiel gekommen, war nach einem Soyak-Eckball zur Stelle und verkürzte auf 2:3 (90.). Zu mehr sollte es an diesem Nachmittag allerdings nicht mehr reichen, die Sportfreunde unterlagen trotz einer sehr guten Vorstellung in Dortmund am Ende äußerst unglücklich.

 

Auf Stimmenfang

 

Patrick Helmes: „Das Schlimmste am Fußball ist, wenn Du gut spielst und verlierst. Es ist schade, weil wir einen großen Aufwand betrieben haben. Heute sind wir an uns selbst gescheitert. Wir hatten riesige Torchancen, pennen aber eben auch zwei Mal in der ersten Hälfte. Dieses Spiel darfst Du eigentlich nicht verlieren, aber wir machen die Tore einfach nicht. Wir müssen noch fokussierter verteidigen und unsere Möglichkeiten konsequenter nutzen. Vor der Körpersprache, der Aggressivität und Intensität war es ein gutes Spiel, darauf müssen und werden wir aufbauen.“

 

Tobias Filipzik: „Das war schon brutal. Wir sind nach der langen Pause gut rein gekommen und machen schnell das erste Tor, so wie man sich das wünscht. Wir haben uns viele Torchancen erarbeitet und fressen dann drei Gegentore bei vier Angriffen des Gegners, die brutal effektiv waren. Wir haben über 90 Minuten viel investiert und verlieren am Ende unglücklich, stehen mit leeren Händen dar. Die Leistung nehmen wir mit, nächste Woche gehts weiter. Treten wir dort auch so auf, bleiben die drei Punkte bei uns.“

 

Michél Harrer: „Wir hätten heute auf jeden Fall nicht drei Dinger bekommen müssen. Wir sind super ins Spiel gekommen, machen das Tor und müssen dann einfach wacher sein bei Angriffen des Gegners. Wir haben eine sehr gute Leistung mit vielen Torchancen gezeigt, davon leider nur zwei genutzt. So verlierst Du das Ding dann sehr bitter.“

 

Match Facts

 

ASC Dortmund 09 – Sportfreunde Siegen 3:2 (2:1)

0:1 Zentler (1.), 1:1 Podehl (3.), 2:1 Warschewski (29.), 3:1 Podehl (75.), 3:2 Dinaj (90.)

Sportfreunde Siegen: Thies, Hilchenbach (38. Brato), Filipzik, Harrer, Fünfsinn (78. Pinner), Huber, Hodroj, Jakobs (78. Pursian), Zentler (89. Dinaj), Soyak, Nebi.

Besondere Vorkommnisse: Thies hält Elfm. (88.)

Schiedsrichter: Leonidas Exuzidis, Meik Jahr, Bilal Moujahid.

Zuschauer: 280.