Die Sportfreunde Siegen feiern am Sonntagnachmittag (07.04.) einen glücklichen, aber keineswegs unverdienten Last-Second-Sieg bei der TSG Sprockhövel. Beim 1:2 (0:1)-Erfolg der Nehrbauer-Elf ist es dem Kapitän vorbehalten, einen fulminanten Schlusspunkt zu setzen.
Sportfreunde-Coach Thorsten Nehrbauer hatte kleine Veränderungen an seiner ersten Elf vorgenommen, Malik Hodroj rotierte zunächst auf die Bank. Mit dem Anpfiff durch den unparteiischen Stefan Tendyck entwickelte sich ein erwartbares Spiel: die Sportfreunde hatten überwiegend den Ball, die TSG war darum bemüht, sicher zu stehen. Nach sechs Minuten ergab sich die erste Annäherung für die Nehrbauer-Elf, Leon Pursian wurde per Halbfeldflanke in der Box gesucht, gefundenes Fressen war der Ball aber für TSG-Keeper Knälmann. Nur eine Zeigerumdrehung probierten es die Siegener einfach noch einmal ganz genau so – mit Erfolg: der lange Ball fiel Pursian maßgeschneidert auf den Scheitel, der Youngster vollstreckte in die linke Ecke zur frühen Führung (7.). Mit der Führung im Rücken ließen die Krönchenstädter die Murmel nun zirkulieren und warteten geduldig auf ihre Momente.
Weil von den Hausherren auch nach dem Rückstand erstmal wenig Spielteilnahme zu erkennen war, fasste sich Jubes Ticha einfach mal ein Herz und setzte in seiner unnachahmlichen Art zum Solo durch viele TSG-Beine an. Bei seinem Flachschuss auf die linke Ecke musste sich Knälmann gehörig strecken (15.). Die Sportfreunde waren voll im Saft und wollten nachlegen: nach feiner Vorarbeit von Rikuhei Nabesaka verpasste Pursian um ein Haar den Doppelpack, die Murmel ging um Millimeter am linken Pfosten vorbei (17.). In der Folge kühlte das Treiben auf dem Kunstrasen etwas ab, die Siegener kontrollierten Ball und Gegner ohne große Gefahr, die größtenteils durch Standards hätte aufkommen können, zu generieren. Es dauerte bis zur 40. Minute, ehe sich die Hausherren zu einem ersten eigenen Abschluss durchringen konnten. Wasilewskis Versuch verfehlte das Gehäuse von dem bis dahin beschäftigungslosen Christoph Thies um ein ganzes Stück. Quasi mit dem Halbzeitpfiff versuchte sich dann Marius Zentler noch an einem Abschluss, von der linken Strafraumgrenze traf er nur das Außennetz (45.).
Sonntagsschuss bestraft Passivität
Für den zweiten Spielabschnitt musste und sollte dann ein wenig mehr Eigeninitiative der Heimmannschaft aufflammen. Den ersten Warnschuss gab Arifi ab, Thies war auf seinem Posten und lenkte den flachen Schuss zur Ecke (48.). Längere Balbesitzphasen blieben zu Beginn der zweiten Hälfte indes Mangelware, so richtig heimisch konnte sich das runde Leder auf keiner Seite fühlen. Wenig später allerdings kamen die Gastgeber in eine 5:3-Überzahl, spielten diese durch Arifi aber bescheiden aus. Zwar kontrollierten die Sportfreunde das Geschehen auch in Durchgang zwei weitgehend, jedoch zeigten sie sich gleichwohl etwas zu passiv. Eine Einzelaktion Yesilovas brachte so den Ausgleich für die TSG: aus größerer Entfernung hielt der Stürmer einfach mal auf den Kasten von Thies und die hart getretene Murmel schlug tatsächlich unerreichbar für den Sportfreunde-Keeper in der linken Ecke ein (59.).
Nehrbauer reagierte und brachte Daniel Waldrich und Malik Hodroj für Marius Zentler und Leon Pursian. Der immer anspielbereite Nabesaka verpasste es im Anschluss, den Ball am Fünfer von Knälmann über die Linie zu stochern (65.). Nur zwei Minuten später bekam der eingewechselte Hodroj den Ball von der Mitte auf halblinks in den Fuß gespielt, aber nicht genügend Druck hinter seinen Schuss (67.). Wiederum nur zwei Minuten später die nächste gute Aktion des Japaners: technisch versiert nahm er den Ball am Fünfer an, scheiterte aber am sich groß machenden Knälmann (72.). Nach zwanzig eher passiven Minuten drehten die Sportfreunde den Pegel wieder etwas auf, Nehrbauer tauschte Georgios Mavroudis gegen Jacob Pistor. Als Kapitän Daniel Waldrich nach 79 Minuten frei in der gefährlichen Zone auftauchte, lag erneut die Führung in der Luft. Sein Heber, dem Knälmann nur hinterher schauen konnte, striff um Haaresbreite am linken Pfosten vorbei.
90.+8: Böll verzieht, Waldrich vollstreckt
Die Siegerländer erhöhten den Druck weiter und wollten nun den Auswärtserfolg. Nabesaka und Filipzik spielten die TSG-Hintermannschaft schwindelig und hatten das Auge für den in der Mitte einlaufenden Pistor, der das Ei rechts vorbei drosch (83.). Zu diesem Zeitpunkt wäre die erneute Führung für die Nehrbauer-Elf bereits verdient gewesen. Eine Zeigerumdrehung später versuchte es Scheld aus der Distanz, zielte aber deutlich drüber (84.). Kurz vor dem regulären Ende der Partie zeigten sich dann auch die Gäste noch einmal vor dem Tor, Wasilewskis Schuss aus der Drehung brachte Thies dabei aber nicht in Bedrängnis (89.). Nur Momente später zeigte Tendyck einen achtminütigen Nachschlag an. Nehrbauer brachte für die letzten Minuten noch Andre Dej für Arthur Tomas auf das Feld, der sodann mit ansehen durfte, wie die Sportfreunde mächtig Dusel hatten: Böll tankte sich auf links in die Box und schob den Ball freistehend rechts vorbei (98.). Tendyck ließ die Nehrbauer-Elf noch einen Angriff gewähren – und der sollte einschlagen. Die Pille gelangte vorne zu Waldrich, der das Leder an Knälmann vorbei in Richtung Tor bugsierte. Das Ei titschte vor der Linie noch einmal auf und wurde schließlich nur durch die Maschen des Sprockhöveler Tores gebremst. Die herannahenden Abwehrbeine kamen zu spät (98.). Tendyck gab den Ball auch hernach noch einmal frei, aus der letzten Angriffsbemühung der Gastgeber sollte aber keine Gefahr mehr entstehen.
Die Sportfreunde Siegen feiern einen am Ende glücklichen, über die gesamte Spielzeit betrachtet aber nicht unverdienten Sieg bei der TSG Sprockhövel, die dadurch die Rote Laterne der Oberliga Westfalen einnimmt. Die TSG verdiente sich den Ausgleich zwischenzeitlich und muss mit dem späten Rückschlag eine bittere Pille schlucken. Für die Nehrbauer-Elf geht es nächstes Wochenende mit dem Heimspiel gegen die tabellarisch benachbarten Preußen Münster II weiter.